Der Wurfpfeil und die Raupe im Ameisenhaufen – Auslösespritze und Punktion

Heute war es soweit: Punktion. Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr morgens, das bedeutet wir haben 30 Minuten bis wir losfahren müssen. Normalerweise brauche ich morgens deutlich länger, aber da ich gestern schon Haare gewaschen habe und weder Frühstücken noch in Ruhe einen Kaffee trinken darf, reicht die Zeit. Um 7:20 sollen wir im Kinderwunschzentrum vorstellig werden. Ganz leer ist das Wartezimmer, heute bin ich die einzige Patientin, bei der punktiert wird.

Nachdem wir die nötigen Unterschriften geleistet haben schnell noch Blase entleeren und dann geht es direkt in den Aufwachraum, wo schon ein blauer Kittel auf mich wartet. Diesmal kann ich – anders als bei der Bauchspiegelung – obenrum alles anlassen. Nur Hose und Unterhose müssen aus, die Socken bleiben an… wenn die Füße schon mal warm sind, kann ja sonst nichts mehr schief gehen.

Ein paar Minuten später geht es schon ab ins Behandlungszimmer. „Bitte auf die Kante des Stuhls setzen, den Kittel zur Seite, nicht draufsetzen.“ Na gut. Es herrscht reges Treiben im Raum. Der Arzt, der die Punktion durchführen wird, sitzt schon bereit, der Narkosearzt steht neben mir, eine Schwester legt mir die Blutdruckmanschette an den rechten Arm, und zwei weitere mühen sich anscheinend ab das Gummi über das Ultraschallgerät zu ziehen. „Mädels – ihr habt doch schon mal ein Gummi in der Hand gehabt. …“ Die Stimmung ist gut und es ist Trubel im Raum. Während der Narkosearzt auf meinen linken Handrücken klopft, in den er gleich den Zugang legen will, meint er „Alles Gut, entspannen Sie sich. Viel Trubel hier, gell? Das ist ein bisschen als wären Sie eine Raupe im Ameisenhaufen. Von allen Seiten kommt jemand… “ … Hmm… eine Raupe im Ameisenhaufen? Na egal. „Es geht los.“, und schon bin ich weg.

„Das ist wie im Aufwachraum beim Yoga. Ich hab Stimmen gehört aber es ist gut.“, sind meine ersten Worte nach dem Aufwachen noch halb im Narkoserausch. Für mich ergibt das Sinn. 😉

Zugang

Zurück im Aufwachraum gibt es ein Glas Wasser und einen Schwarztee mit Milch, während ich darauf warte, dass das Zäpfchen, das ich angeblich bekommen habe, anfängt zu wirken. Der Unterbauch tut nämlich schon etwas weh. Dann darf mein Mann ins Zimmer kommen. Er hat bisher nur gewartet und war noch gar nicht selbst an der Reihe. Kurz drauf wird auch schon der Tropf und der Zugang entfernt, ich kann mich wieder anziehen und ich nehme im Flur Platz, um auf mehr Infos zu warten. Jetzt muss mein Mann ran.

Als er wieder da ist, kommt der Biologe und erzählt, dass 12 Eizellen punktiert wurden. 6 auf jeder Seite. Ich bekomme noch das Rezept für Crinone (Progesterongel) und um ca. 9:15 Uhr sind wir wieder raus.

Soweit der Bericht zur Punktion.

12 Eizellen also. 15 wären mir lieber gewesen, aber 12 ist OK, denke ich. Hoffentlich stimmt die Qualität. Jetzt wird geschaut wie viele reif sind und danach wird befruchtet. Morgen Vormittag werden wir einen Anruf bekommen, wie viele von den 12 Eizellen reif waren und erfolgreich befruchtet werden konnten. Es heißt jetzt also mal wieder warten und Daumen drücken…. .

Und hier noch kurz ein Update zu den Tagen vor der Punktion:

Am Montag früh war der dritte Ultraschall Termin mit Blutabnahme. Die möglichen Termine für die Punktion wurden da schon auf Donnerstag oder Freitag eingegrenzt. Nachmittags dann die Nachricht: Punktion ist am Donnerstag. Das hat den Teil mit der Arbeit deutlich einfacher gemacht. So konnte ich noch zwei Tage auf die Messe und war dann „krank“. Alles gut und vergleichsweise unkompliziert. 🙂

Hier das weitere Protokoll:

Montag: morgens Orgalutran, abends 175 IE Ovaleap (das letzte Mal)
Dienstag: morgens Orgalutran (die letzte) und abends um Punkt 19:40 Uhr die Auslösespritze, und zwar 0,5ml Ovitrelle.
Mittwoch: keine Spritzen, abends Anruf vom Narkosearzt zur Vorbesprechung
Donnerstag: 7:20 Uhr Termin für die Punktion

Die Ovitrelle Spritze musste ich im Auto mitnehmen. Bei den Minustemperaturen von bis zu -10°C hatte ich Angst die Spritze friert bis zum Abend ein. Kalt lagern ja, aber Eis soll’s ja auch nicht sein… . Also hab ich eine Wärmflasche mit kalt bis lauwarmem Wasser gefüllt und in den Koffer daneben gepackt. Ich weiß nicht, ob das nötig war, aber gefroren ist zum Glück nichts. 🙂

Die Gebrauchsinformation für die Ovitrelle Spritze ist auch ein bisschen „strange“ muss ich sagen.

Wurfpfeil1

„Drücken Sie die Haut fest zusammen und stechen Sie die Injektionsnadel in einem 45- bis 90-Grad-Winkel mit einer schnellen, sicheren Bewegung wie einen kleinen Wurfpfeil in die Haut.“ Wie einen kleinen Wurfpfeil? „Jo, schnell noch den Beipackzettel fertig schreiben und dann geht’s endlich ab zum Dart mit den Kumpels“ – hat sich sicher der Autor gedacht.

„Der Wurfpfeil und die Raupe im Ameisenhaufen“ – sollte ich mal ein Buch über meine Erlebnisse in der Kinderwunschzeit schreiben, wäre das sicher unter den Top 3 der möglichen Titel. 😉

Volle Dröhnung – Stimulation für die ICSI – Tag 5

Das ist mein „Handwerkszeug“ für die letzten und die kommenden Tage:

ICSI Handwerkszeug.jpg

Ovaleap Pen, Ovaleap insgesamt 1350 IE und 5x Einmalsprizten Orgalutran 0,25mg/0,5ml (ca. 500€ Zuzahlung waren ohne Pen dafür fällig, was aber die Krankenkasse im Nachhinein erstattet).

Letzten Freitag habe ich mit der Stimuation mit Ovaleap begonnen. Den Pen hatte ich ja schon beim letzten stimulierten Zyklus im Herbst (ohne Eizellenentnahme) ausprobiert. Die Phase der Stimulation war damals eigentlich problemlos. Deutlich schlimmer fand ich, wegen der Nebenwirkungen, das Progesteron für die zwei Wochen nach dem Eisprung.

Hilft ja nix. Also los ging’s am Freitag mit der ersten Dosis. Stelle aussuchen, mit Desinfektionsmittel besprühen, neue Nadel auf den Pen stecken, erste Schutzkappe der Nadel abziehen, Dosis einstellen (ganz einfach durch Drehen, und kann auch leicht korrigiert werden), zweite Schutzkappe der Nadel abziehen, Haut an der auserwählten Stelle zwischen die Finger nehmen, Augen zu (oder offen lassen) und rein mit der Nadel. Zum Glück ist die Nadel sehr dünn und es ist wirklich nur ein Pieks. Ich gehöre zugegebenermaßen eher zur Fraktion „Augen auf“ beim Pieksen. Ich kann Blut sehen (im Gegensatz zu meinem Mann 😉 ), Glasscherben oder Splitter aus der Haut entfernen, Händchen halten wenn blutige Tampons nach einer Nasenscheidewand-Begradigung aus den Nebenhölen gezogen werden, Videos von Bauchspiegelungen anschauen … Volle Dröhnung – Stimulation für die ICSI – Tag 5 weiterlesen